La Vallée Patibulaire

La Vallée Patibulaire, 2011, Länge: ca. 3,5 Min.,
Musik: Catherine Lorent/Gran Horno, Berlin

la vallee patibulaire-bittermann-list-groiss-suerkemper
Gruppenausstellung

c/o Caro Bittermann
Gustav-Müller-Str.18
10829 Berlin
25.-27. Februar 2011
Konzert GRAN HORNO (Catherine Lorent)
25. Februar 2011 ab 20h

mit
Sonja Alhäuser, Sofie Arfwidson, Guido Alfs, Heike Kati Barath, Nicole Bianchet, Caro Bittermann, Peter Böhnisch, Peter Bömmels, Lutz Braun, Mads Dinesen, Peter Duka, Hadassah Emmerich, Tim Ernst, Maurus Gmür, Maike Graef, Trixi Groiss, Gabi Hamm, Sebastian Hammwöhner, Axel Heil, Uwe Henneken, John Isaacs, Michael Kalmbach, Heike Kelter, Svenja Kreh, Michael Kunze, Nikolaus List, Catherine Lorent, Christian Macketanz, Stephan Melzl, Tilbert Oelke, Thomas Ravens, Stefan Rinck, Dennis Rudolph, Manfred Schneider, Kerstin Schröder, Veronika Schuhmacher, Astrid Sourkova, Martin Staedeli, Ernst Stark, Peter Stauss, Stepanek/Maslin, Caro Suerkemper, Alex Tennigkeit, Rebecca Thomas, David Tibet, Iris van Dongen, Gabriel Vormstein, Marcus Weber, Christian Weihrauch, Fabian Weinecke, Claudia Zweifel


La Vallée Patibulaire Info (PDF)

vallee meixner
Abb. La Vallée Patibulaire, c/o Caro Bittermann, Berlin, Foto: Birgit Meixner
LA VALLEE PATIBULAIRE

Eine ehemalige Schlachterei in Berlin-Schöneberg, auf der so genannten “Roten Insel”, wird vom 25. bis 27. Februar 2011 zu einem Ausstellungs-Ort. Vor dem Umbau der Räume sollen sie mit der Ausstellung  „La Vallée Patibulaire” aus ihrem viele Jahre dauernden „Dornröschen-Schlaf“ erweckt werden. Der wieder zu belebende Ort, die Wahl der Künstler (gemeinsam getroffen von Caro Bittermann, Caro Suerkemper, Peter Duka und Chaterine Lorent) und der vielfältig interpretierbare Titel „La Vallée Patibulaire” ergeben zusammen die Kriterien für das “Bild” der Ausstellung.

 „La Vallée Patibulaire” ist die französische Übersetzung von „Uncanny Valley“, das eigentlich ein Begriff aus dem 3D-Modelling im Kino ist. Er bezeichnet den Bereich, der eine menschliche Ähnlichkeit bei Avataren nicht ausreichend wiedergibt und daher auf Ablehnung beim Kino-Publikum stößt. Guido Alfs, einer der beteiligten Künstler der Ausstellung, arbeitet zum „Uncanny Valley“ seit einiger Zeit. Er schreibt zu seinem Vorhaben: „… Das vorliegende Konzept ist ein Programm zur künstlerischen Exploration des „unheimlichen Tals“ in einem sukzessiven Prozess, der diejenigen Verfahren, die im historischen Verlauf jeweils als Lösung des Problems der Abbildung des Menschen nacheinander auftraten, integriert: Malerei, Fotografie, 3D Simulation. … Seit die menschliche Gestalt am Computer dreidimensional nachgebildet wird, treten im Sinne des Fotorealismus neue Schwierigkeiten auf, die mit dem Stichwort des „Uncanny Valley“ beschrieben werden… Mich interessieren die befremdenden Abbildungsqualitäten des Verfahrens und dessen Fehler: Zum einen Fehler im Sinne verfahrensbedingter Mängel, zum anderen – und komplementär dazu –  „Fehler“ in der Wahrnehmung des Ergebnisses, die aus der technischen Genauigkeit der zur Anwendung kommenden Prozedur resultieren.“

Diese Verfahrens-und Betrachtungsfehler lassen sich als Synonyme für die künstlerische Vorgehensweise lesen, das Scheitern als produktiven Weg zu betrachten. Das Schöpfen aus dem „Fehlerhaften“ ist Ausdruck eines undurchschaubaren Denkens, das eben auch „fantastische“ Werke entstehen lassen kann. Gebunden an seelische Zustände wird Unerwartetes enthüllt, werden die Grenzen und Widersprüchlichkeiten des menschlichen Daseins beleuchtet, wird eine tiefe Beunruhigung über die schwankenden Beziehungen zwischen Wirklichkeit und Fantasie freigesetzt.

Das „Unheimliche“, ein Begriff den Sigmund Freud 1919 in einem Text zum Thema vorschlug, hat seinen Ursprung in der Literatur und Kunst der Romantik. Er liefert nicht nur Künstlern, Filmemachern, Psychoanalytikern und Autoren großes assoziatives Potential, sondern auch Architekten den Anlass, über das Haus, das Heim, über den Prozess der Entfremdung und über mögliche Formen von Unbehaustheit nachzudenken. Er wurde seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert zum Sammelbegriff für die dunkle Seite der Moderne und die aus ihr resultierenden Nebenwirkungen: für die an das Räumliche gebundenen Phobien ebenso, wie für die Verdrängungen von unmerklich eingeschleusten Bedrohungen inmitten des so sicher geglaubten „Heims“.

Jedoch handelt es sich bei allen gedanklichen und künstlerischen Erforschungen des „Unheimlichen“ weniger um eine räumliche Dimension, als vielmehr um einen prekären geistig/seelischen Zustand zwischen Realem und Irrealem, zwischen Wachbewusstsein und Traum. Und so ist es nicht verwunderlich, dass sich aufgrund dieses großflächig angelegten und frei verfügbaren „Handlungs-Spielraums“ viele zeitgenössische Künstler des postmodernen Konzepts des „Unheimlichen“ bedienen. So auch die Künstler der Ausstellung „La Vallée Patibulaire”. Von uns, den einladenden Künstlern, wird der Begriff demnach sehr weit gefasst und in unserem „unheimlichen, finsteren Tal“ kann alles passieren…

Caro Bittermann Berlin, Februar 2011